Wie digital sind deutsche Unternehmen?
Die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft ist nicht einfach zu vermessen: Digitalisierung äußert sich nicht nur in digitalen Produkten oder Dienstleistungen, sie ist auch und insbesondere ein Querschnittsthema in den Unternehmen selbst.
Die IW Consult hat daher in enger Kooperation mit dem IW Köln, dem ZEW Mannheim und dem FIR Aachen ein Studiendesign entwickelt, mit dem sich anhand von 37 Indikatoren der Digitalisierungsgrad einzelner Unternehmen empirisch bewerten lässt. Diese Daten werden zu einem Index verdichtet, dem Digitalisierungsindex 2020.
Die ersten Studienergebnisse des Digitalisierungsindex 2020, eines auf mehrere Jahre angelegten und durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geförderten Projektes, wurden jetzt im Rahmen des Digitalgipfels der Bundesregierung vorgestellt. Für die interessierte Öffentlichkeit wurde von der IW Consult zudem ein interaktives Online-Tool entwickelt, mit dem aus unterschiedlichen Perspektiven die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft darstellen lässt.
Datenbasis & Ergebnisse
Die Datenbasis des Digitalindex 2020 beruht auf einer Befragung von rund 2.000 Unternehmen im Rahmen des IW-Zukunftspanels. An der großangelegten Befragung haben sich Unternehmen unterschiedlichster Größe und Branche sowie aus Regionen aus ganz Deutschland beteiligt. Der Index wird jährlich erstellt und soll der Politik Orientierung liefern. Im Hinblick auf die Digitalisierung stellt sich dabei als Erstes heraus, dass es „die deutsche Wirtschaft“ nicht gibt.
Vielmehr stellt sich der Digitalisierungsgrad der Unternehmen sehr unterschiedlich dar. Insbesondere die Größe und die Branche des jeweiligen Unternehmens spielen dabei eine wichtige Rolle. So sind etwa Großunternehmen tendenziell stärker digitalisiert als kleinere Unternehmen. Und während sich etwa die Autoindustrie , die Elektrotechnik und der Maschinenbau durch einen vergleichsweise hohen Digitalisierungsgrad auszeichnen, scheint in der Logistik, im Handel und im Tourismus im Hinblick auf die Digitalisierung noch Luft nach oben zu bestehen.
Studienergebnisse als pdf zum Download
Interaktives Online-Tool bietet transparenten Überblick
Mit dem Online-Tool lassen sich die Studienergebnisse anschaulich anhand interaktiver Grafiken (u.a. Netzdiagramme, Heatmaps) nachvollziehen. Wer dann noch tiefer in die Studienergebnisse einsteigen will, kann sich sogar das Abschneiden der jeweiligen Branchengruppen oder Größenklassen in den 37 Subindikatoren ausweisen lassen. Damit lassen sich sowohl die betrieblich beeinflussbaren (unternehmensinternen) Faktoren wie auch die äußeren (unternehmensexternen) Rahmenbedingungen der Betriebe im großen Themenfeld der Digitalisierung im Detail betrachten.
Interaktives Indikatoren-Tool auf de.digital (BMWi)
Bestandteile und Aufbau des Index
Der Digitalindex setzt sich aus 37 Einzelindikatoren zusammen, die in einem mehrstufigen Prozess immer weiter zum Digitalisierungsindex verdichtet werden. Im Zuge dieses Verdichtungsprozesses müssen die Indikatoren zum einen normiert werden. Zum anderen erfolgt auch eine Gewichtung der Indikatoren, die Kreuzabhängigkeiten zwischen einzelnen Indikatoren berücksichtigt. Die Einzelindikatoren und die daraus abgeleiteten Kategorien lassen sich dabei entweder dem unternehmensinternen oder dem unternehmensexternen Umfeld zuordnen. Im ersten Erhebungsjahr 2020 wird der Indexwert für Gesamtdeutschland auf 100 festgelegt. Damit kann die Entwicklung in den folgenden Jahren in Bezug zu diesem Basisjahr gesetzt werden. Dies ermöglicht zukünftig detaillierte Analysen der Entwicklungen der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft.
Der unternehmensinterner Subindex bildet all diejenigen Aspekte der Digitalisierung ab, die sich auf die interne Perspektive der Unternehmen beziehen: Unternehmen können Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle digitalisieren oder sich mit Kunden sowie Zulieferern vernetzen. Aber auch die Qualifikation der Beschäftigten und die Forschungs- und Innovationsaktivitäten der Unternehmen sind wichtig, damit Unternehmen die Potenziale der Digitalisierung heben können.
Der unternehmensexterner Subindex bildet die Rahmenbedingungen ab, in denen Unternehmen agiere und die ebenfalls maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob die Digitalisierung der Wirtschaft zu einer Erfolgsgeschichte wird. Dazu zählen die technische Infrastruktur sowie administrativ-rechtliche Rahmenbedingungen, wie etwa E-Government. Aber auch die Akzeptanz digitaler Produkte und Geschäftsmodelle in der Gesellschaft muss gegeben sein, damit überhaupt eine entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Schließlich sind Humankapital in Form gut qualifizierter Fachkräfte und die Innovationslandschaft, innerhalb derer Unternehmen agieren, von Bedeutung. Auf diese externen Faktoren haben Unternehmen in der Regel keinen direkten Einfluss.
Methodische Darstellungen als pdf zum Download