Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft 2020
Die IW Consult bewertet mittels des Rohstoff-Risiko-Index die Versorgungsrisiken für über 40 wichtige Rohstoffe für die Industrie. Die verschiedenen Rohstoffrisiken werden diskutiert und Handlungsmöglichkeiten für Staat und Unternehmen abgeleitet. Das Gutachten beinhaltet zwei Fallstudien zur Elektromobilität und zum Recycling.
Eine sichere Rohstoffversorgung für die Unternehmen in Deutschland und Bayern ist ein zentrales Element der Zukunftssicherung für die Industrie in Deutschland. Der Erfolg von neueren Technologien, wie Elektromobilität, ist entscheidend auch davon abhängig, ob die notwendigen Ausgangsmaterialien – z. B. für Batteriezellen – in ausreichendem Maße vorhanden sind. Das betrifft nicht nur Kobalt und Lithium, sondern auch eine Vielzahl teilweise weniger bekannte Rohstoffe. Gleichzeitig rückt das Thema Recycling immer stärker in den Vordergrund, nicht zuletzt durch den Green Deal der Europäischen Kommission.
Die Fallstudie zur Elektromobilität zeigt, dass der zukünftige Bedarf an Rohstoffen in diesem Bereich die heutigen Fördermengen vor allem bei Kobalt und Lithium weit übersteigt. Zusätzliche Investitionen in die weltweite Förderung sind hier notwendig. Die Rohstoffvorräte insgesamt sind aber ausreichend. Das Recycling von genutzten Batterien wird wegen der relativ langen Lebensdauer der Fahrzeugbatterien erst nach dem Markthochlauf etwa ab dem Jahr 2030 einen nennenswerten Beitrag zur Rohstoffversorgung liefern können.
Die laufende Forschung und Entwicklung zielt auf eine Erhöhung der Leistungsdichte der Batterien und auf die Verringerung der Verwendung des besonders kritischen Kobalts. Beide Entwicklungen würden die Rohstoffrisiken verringern.
Für die Fallstudie zum Recycling wurde das Beispiel der Smartphones gewählt, weil sich in diesen Geräte viele verschiedene Rohstoffe finden und die Herausforderungen des Recyclings exemplarisch aufgearbeitet werden können.
Am Beispiel der Smartphones zeigt sich, dass Hemmnisse für das Recycling vor allem in der Sammlung der Altgeräte und in der Trennung der vielen, oft miteinander verbundenen Rohstoffe in den Geräten bestehen. Konsumenten beteiligen sich gerade bei kleinen Geräten der Informations- und Telekommunikationstechnik nur in geringem Maße an der Sammlung und Rückgabe von Altgeräten. Schätzungen gehen davon aus, dass in deutschen Haushalten rund 200 Millionen ungenutzte Mobiltelefone vorhanden sind.
Wichtige Rohstoffe, wie die Edelmetalle Gold, Silber und Palladium sowie Kobalt, Zinn und Kupfer können über Schmelzverfahren schon heute wiedergewonnen werden. Bei anderen Rohstoffen (z.B. Tantal, Indium, Gallium), die in geringeren Mengen in Smartphones enthalten sind, ist die sortenreine Trennung noch zu aufwendig, um die Rohstoffe wiederzugewinnen.
Die Gewinnung von Sekundärrohstoffen aus dem Recycling von Smartphones kann daher unter anderem durch eine Erhöhung der Sammelquoten und den Einbezug der ungenutzten Altgeräte erhöht werden. Für ein verbessertes Recycling der nur in geringen Mengen enthaltenen Metalle wie Tantal oder Gallium ist die Entwicklung neuer technologischer und ökonomischer Ansätze notwendig.
Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft 2020 (PDF)