Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft 2021
Die IW Consult bewertet mittels des Rohstoff-Risiko-Index die Versorgungsrisiken für 45 wichtige Rohstoffe für die Industrie. Die verschiedenen Rohstoffrisiken werden diskutiert und Handlungsmöglichkeiten für Staat und Unternehmen abgeleitet. Das Gutachten beinhaltet Fallstudien zum Rohstoffbedarf der Elektromobilität und der Wasserstoff-Elektrolyse.
Eine gesicherte Rohstoffversorgung ist die Grundlage der industriellen Produktion und der damit verbundenen Wertschöpfung und Beschäftigung. Auch das Angebot von Dienstleistungen setzt in der Regel eine Infrastruktur voraus, die ohne Rohstoffeinsatz nicht denkbar ist.
Eine Reihe verschiedener Determinanten bestimmen die Risiken der Rohstoffversorgung. Förderwürdige Vorkommen wichtiger Rohstoffe sind häufig auf wenige Länder konzentriert und werden von wenigen Unternehmen abgebaut. Viele Rohstoffländer sind politisch und wirtschaftlich instabil oder neigen zur strategischen Instrumentalisierung der Rohstoffe. Die träge Reaktion des Rohstoffangebots auf Veränderungen der Rohstoffnachfrage führt zu Konjunktur- und Rohstoffzyklen. Die wachsende Weltbevölkerung und das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern treiben weiterhin die Rohstoffnachfrage. Einige Rohstoffe haben eine besondere Bedeutung für Zukunftstechnologien oder lassen sich kaum durch andere Rohstoffe ersetzen. All diese Faktoren tragen zu Preisrisiken bei.
Ergebnisse Rohstoff-Risiko-Index: Im Rohstoff-Risiko-Index werden 45 metallische und mineralische Rohstoffe im Hinblick auf die verschiedenen Dimensionen des Versorgungsrisikos bewertet. 22 der 45 Rohstoffe werden als besonders riskant eingestuft. Als besonders kritisch werden jene Rohstoffe eingestuft, ohne die weitere Fortschritte bei aktuell relevanten wirtschaftlichen Trends wie der Elektromobilität oder der Dekarbonisierung der Wirtschaft nicht denkbar sind. Der Einsatz dieser Rohstoffe wie Kobalt, Lithium, Graphit oder die Platingruppenmetalle wird in den Fallstudien genauer thematisiert. Daneben werden die Seltenen Erden als essenzielle Bestandteile von Magneten in Elektromotoren und Generatoren oder Tantal und Niob als Elemente in der Mikroelektronik als kritische Rohstoffe eingestuft.
Fallstudie Elektromobilität: Durch zusätzliche politische Bemühungen im Klimaschutz ist mit einer beschleunigten Marktdurchdringung von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen zu rechnen. Die Fallstudie Elektromobilität zeigt, dass diese Entwicklung die Nachfrage nach Batterierohstoffen wie Kobalt, Lithium oder Graphit intensiviert. Es zeichnet sich ab, dass auch in Deutschland in Zukunft in erheblichem Umfang Batteriezellen gefertigt werden. Die entsprechende Rohstoffnachfrage wird daher direkt vor Ort entstehen.
Fallstudie Wasserstoff: Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft wird grüner Wasserstoff als Plattform-Rohstoff in verschiedenen Verwendungen benötigt. Er ermöglicht beispielsweise klimaneutrale Produktionsprozesse in der Stahl- und Chemieindustrie und dient als Ausgangsstoff für Chemieprodukte oder synthetische Kraftstoffe. Unabhängig davon, wo weltweit grüner Wasserstoff produziert werden wird, steigen die notwendigen Elektrolysekapazitäten deutlich an. Daraus leitet sich ein hoher zusätzlicher Rohstoffbedarf für die Produktion der Elektrolyseure ab, der insbesondere bei Rohstoffen wie Iridium, Platin und Nickel zu neuen Knappheiten führen kann.
Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft 2021 (PDF)