Unternehmertum: Schlüssel zum Wohlstand von morgen
Stetig neue Gründungen sind notwendig, um die wirtschaftliche Basis zu erhalten, Innovationen zu generieren und zukunftsfähig zu bleiben. Weil der Gründergeist hierzulande schwindet, droht die Wirtschaft den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren.
Das Wachstum Deutschlands beruhte in den letzten Dekaden vornehmlich auf inkrementellen Innovationen. Dieses bis heute erfolgreiche Geschäftsmodell profitiert maßgeblich von Unternehmensgründungen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Hieraus entwickelten sich international erfolgreiche Unternehmen, die Deutschland zum Effizienz- und Exportweltmeister werden ließen.
Zukünftiges Wachstum wird jedoch immer weniger aus inkrementellen, sondern vermehrt aus sprunghaften Innovationen mit neuartigen Geschäftsmodellen generiert. Deshalb wird der hiermit verbundene Wandel von Unternehmen mit radikal neuen Ansätzen getragen.
Dieser Wandel gestaltet sich in Deutschland gegenwärtig schwierig, da erstens eine hohe Pfadabhängigkeit durch den Erfolg des bisherigen Geschäftsmodells besteht und zweitens sich durch die Folgen der Dotcom-Blase eine Skepsis gegenüber digitalen Innovationen manifestiert hat.
Zentrale Aufgaben von Gründungen
Als innovationsbasierte Volkswirtschaft muss sich deshalb das Geschäftsmodell Deutschlands stärker in eine Richtung entwickeln, bei der Unternehmensgründungen folgende zentrale Aufgaben wahrnehmen:
- Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsstruktur sichern: Um den hohen Lebensstandard durch Wachstum langfristig zu wahren, kommt der Erneuerung des Firmenbestands eine hohe Bedeutung zu. Neue Unternehmen identifizieren Ideen und Marktchancen. Der dadurch ausgelöste Wettbewerb fördert eine dynamische Entwicklung des Unternehmensbestands, die für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsstruktur essenziell ist.
- Wettbewerbsvorteile durch sprunghafte Innovationen schaffen: Deutschland ist auf sprunghafte Innovationen angewiesen, die Wettbewerbsvorteile und Wachstum generieren. Etablierte Unternehmen kreieren auch Innovationen, wirklich radikale Neuerungen werden aber in der Regel von Neugründungen entwickelt. Dies spiegelt sich auch im globalen Startup Boom wider, der bereits zahlreiche innovative digitale Technologien hervorbrachte.
- Technologische Vorreiterrolle in global kompetitiver Welt anstreben (Leading Edge): Die voranschreitende Vernetzung ermöglicht viele Effizienzgewinne, größere Absatzmärkte und eine Vielzahl ökonomischer und gesellschaftlicher Vorteile. Nichtsdestoweniger verschärft sich hierdurch auch der internationale Wettbewerb. Um die Zukunftsfähigkeit und damit den Wohlstand Deutschlands zu wahren, müssen wir anschlussfähig bleiben und uns auch in Zukunft unter den Technologie- und Trendsettern positionieren.
Neben der Risikoaversion vor sprunghaften Innovationen hemmen zwei weitere Aspekte Unternehmertum und Gründungsaktivitäten in Deutschland besonders. Erstens präferieren viele Menschen in Deutschland ein sicheres Angestelltenverhältnis gegenüber dem Schritt in die Selbstständigkeit. Zweitens fördern Unternehmen bisher nur in geringem Maß radikal innovative Ideen und (Aus-)Gründungen beispielsweise durch Forschungs- oder Ausgründungskooperationen. Aus diesen und anderen Einflüssen resultiert in letzter Zeit nicht nur eine geringe Gründungsdynamik bei einem ohnehin schon schwachen Niveau von Unternehmensgründungen, sondern auch ein negativer Saldo aus Unternehmensgründungen und -liquidationen.
Die Vergleichsländer
Die vorliegende Studie beleuchtet Entrepreneurship vor diesem Hintergrund von einer neuen und umfassenden Seite. Es wurden kulturelle, soziale und individuelle Gründungseigenschaften in einem internationalen Vergleich mit Großbritannien und Israel untersucht. Israel und Großbritannien wurden als Vergleichsländer gewählt, da
- Israel trotz ungünstiger politischer Rahmenbedingungen eine florierende Gründerszene aufweist und
- Großbritannien bis vor fünf Jahren noch ein negatives Gründungssaldo aufwies, heute aber einen starken Zuwachs der Gründungen verzeichnen kann. Im Vergleich zu Deutschland haben sich in den letzten Jahren dort entscheidende Rahmenbedingungen für Gründer verbessert.
Key Findings
Eine umfassende ökonometrische Analyse und ein internationaler Vergleich von Deutschlands Gründungsaktivitäten und -infrastruktur, kulturellen Aspekten sowie staatlichen Maßnahmen auf Basis einer Vielzahl statistischer Daten und Experteninterviews liefern folgende Erkenntnisse:
- Deutschland ist relativ gründungsschwach. In den letzten Jahren verschärfte sich die Situation weiter, woraus ein negativer Gründungssaldo resultiert. Es werden also mehr Unternehmen liquidiert als neu gegründet.
- Jede Unternehmensgründung geht mit einer durchschnittlichen Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 940.000 Euro einher.
- Deutsche Gründungen sind gegenwärtig qualitativ schwächer als britische, da sie weniger innovativ sind und in weniger produktiven Branchen gegründet werden. Deshalb ist der Effekt in Großbritannien mit einer Steigerung um 1,96 Millionen Euro deutlich höher.

Verbesserungen des Gründungsklimas, das heißt des gesellschaftlichen Verhaltens und des Gründer-Mindsets, gehen mit einem statistisch signifikant positiven Effekt auf das Gründungsgeschehen einher. Daraus folgt, dass zwei Dimensionen die Gründungsaktivitäten beeinflussen:
die Verhaltensdimension und
die Rahmenbedingungen.
Unzureichende Finanzierungsbedingungen durch Risikokapital stellen in Deutschland ein großes Hindernis für Gründungsinteressierte dar.
Gründungsaffin sind in Deutschland vornehmlich junge, männliche Facharbeiter. Aufgrund der generell geringen Gründungsaktivitäten sollten alle Bevölkerungs- und Ausbildungsgruppen Adressaten von Gründungsförderungsmaßnahmen sein und ihnen attraktive Karriere- und Beschäftigungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Die ausführlichen Ergebnisse, weitere Erkenntnisse und komplette Studie finden Sie in der untenstehenden PDF-Datei.