Städteranking 2015
Welche deutsche Stadt bietet die höchste Lebens- und Wohnqualität? Und wo lässt es sich am besten arbeiten? Diese Fragen wurden zum zwölften Mal beim Städteranking der IW Consult gestellt. Darüber hinaus wurde erstmals - im Zukunftsindex 2030 -die Frage beantwortet, welche Kommunen über eine zukunftssichere Wirtschaftsstruktur verfügen.
Darmstadt, Zukunftsstadt Deutschlands
Darmstadt ist die Stadt der Zukunft. Gemessen an der Innovationskraft, dem Kreativpotenzial und der Zukunftsfähigkeit der Industrie wird die Wissenschaftsstadt in Südhessen 2030 zu den wettbewerbsfähigsten Regionen Deutschlands zählen.
Grund dafür ist die große Dichte an Forschungsinstituten und innovativen Unternehmen. Die drei Hochschulen sichern Darmstadt die Erstplatzierung bei den Absolventen in MINT-Fächern, die maßgeblich zum Erfolg und zur Zukunftsorientierung der Unternehmen beitragen. Eine weitere Stärke der hessischen Stadt liegt in der Industrie 4.0-Affinität der Unternehmen. Gemessen wurde diese mit einem exklusiven Webcrawling-Tool, das systematisch rund 600.000 Unternehmenswebsites in den 69 deutschen Großstädten nach Industrie 4.0 Begriffen durchsucht.
Im Vergleich zum Durchschnitt aller deutschen Großstädte liegt der Anteil der Industrie 4.0-affinen Unternehmen Darmstadts doppelt so hoch. Damit lässt die Wissenschaftsstadt andere Städte wie München, Stuttgart und Karlsruhe hinter sich.
Vorsprung durch Veränderung
In diesem Jahr sichert sich der Audi-Standort Ingolstadt vor dem VW-dominierten Wolfsburg den ersten Platz. Der Abgas-Skandal von Volkswagen zeigt jedoch auch die Kehrseite der Medaille. Die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen kann Städte in Krisenzeiten stark belasten.
Neben den altbekannten Top 2 können die Überflieger Heilbronn mit dem dritten Platz und Pforzheim mit dem zwölften überraschen. Beide Städte liegen in einer hochwettbewerbsfähigen Innovationsregion und können auf ihre erfolgreiche mittelständische Wirtschaft vertrauen.
Dringender Handlungsbedarf bei den Low 10
Wie bisher in jedem Städteranking führt München das Niveauranking an. Wendet man den Blick den unteren Platzierungen zu, zeigt sich kaum eine Veränderung. Die Städte in den Low 10 erzielen auch beim Zukunftsindex zu einem großen Teil keine besseren Platzierungen. Dies deutet auf eine Verfestigung der unteren Ränge hin und birgt das Risiko einer immer weiter auseinandergehenden Schere zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Städten.
Für diese Standorte ergibt sich daher ein besonderer Handlungsbedarf, um der Verfestigung dieser strukturellen Nachteile entgegen zu wirken. Das größte Gestaltungspotenzial ergibt sich dabei aus globalen Trends wie der Digitalisierung und der Vernetzung der Wirtschaft. Für einen industriell geprägten Wirtschaftsstandort wie Deutschland wird es entscheidend sein, wie die Unternehmen mit diesem Wandel umgehen (Industrie 4.0-Affinität) und wie die Rahmenbedingungen an diese Veränderungen gestaltet werden. Daneben wird zukünftig auch den kreativen Dienstleistungen eine stärkere Bedeutung zukommen, da ihre Rolle im Industrie-Dienstleistungsverbund wächst. Es gilt somit die spezifischen Defizite an den Standorten zu identifizieren und den Wandel aktiv zu gestalten. Entscheidende Faktoren sind dabei ein effektiver Wissenstransfer zur Hebung des Innovationspotenzials, die Sicherung der Fachkräfteversorgung, die Sicherstellung einer flächendeckenden und leistungsfähigen Breitbandversorgung, die Industrie 4.0-Sensibilisierung, sowie die Förderung von kreativen Dienstleistungen.