Was unser Müll alles kann
Die wirtschaftliche Bedeutung von Sekundärrohstoffen
Im Durchschnitt produziert jeder Deutsche 1,2 Kilo Hausmüll täglich. Aufs Jahr gerechnet ergibt dies eine Gesamtmenge von fast 38 Mio. Tonnen. Inzwischen werden fast 60 Prozent dieser Menge also etwa 21,7 Mio. Tonnen wiederverwertet. Unter Verwertung wird dabei sowohl die thermische Verwertung also das Verbrennen von Müll und die Nutzung der dabei entstehenden Energie, als auch das stoffliche Recycling verstanden. Letztere Methode hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, denn viele Stoffe sind einfach zu schade, um beseitigt zu werden.
Bei typischerweise getrennt gesammelten Wertstoffen wie Papier und Glas liegen die Recyclingquoten schon seit Jahren bei fast 100 Prozent. Edelmetallfraktionen werden eingeschmolzen und Altstahl wird inzwischen fast vollständig wieder genutzt. Die Stahlindustrie setzt heute jährlich etwa 20 Mio. Tonnen Schrott ein. Das bedeutet 44,5 Prozent des deutschen Stahls werden aus Stahlschrott hergestellt. Den mengenmäßig größten Anteil an recycelten Stoffen nimmt aber der Bauschutt ein. So werden beispielsweise die Reste von abgebrochenen Häusern zerkleinert und im Straßenbau eingesetzt. Aber auch gebrauchte Kunststoffe finden heute immer wieder den Weg in die Herstellung neuer Produkte.
Die Gründe für die zunehmende Bedeutung des Recyclings umfassen unter anderem gesetzlich festgeschriebene Ziele der Abfallminderung und des Klimaschutzes. Es findet aber auch und vor allem Rohstoffsicherung für die Zukunft statt. Man spricht heute schon von Urban Mining, also davon die Stadt als Bergwerk zu nutzen. Nicht zuletzt lohnt sich Recycling aus wirtschaftlicher Sicht. Sekundärrohstoffe sind am Markt immer gefragter.
Recycling ist ein dynamisch wachsender Wirtschaftszweig, der hauptsächlich durch privatwirtschaftliche Initiative entwickelt wird. So konnten in den letzten Jahren immer größere Werte erzeugt werden. Der Produktionswert der Unternehmen aus der Erzeugung von Sekundärrohstoffen wuchs zwischen 1995 und 2007 von 1.360 Millionen Euro auf 6.485 Millionen Euro. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Produktionswertes von 15,6 Prozent. Damit ist die Recyclingbranche außergewöhnlich erfolgreich: Derartige Wachstumsraten konnten in anderen Wirtschaftszweigen nicht erreicht werden.
Mit der Produktion von Sekundärrohstoffen wird schon heute ein wichtiger Beitrag zu Versorgungssicherheit der deutschen Wirtschaft geleistet. Würde man die Recyclingmengen an Aluminium, Stahl, Kunststoffverpackungen (Grüner Punkt), Siedlungsabfällen/Deponiegas und Zink stattdessen mit neuen Rohstoffen herstellen, müssten große Mengen an Rohstoffen und Energie importiert werden. Allein bei diesen Rohstoffen wurden im Jahr 2007 Importe im Wert von 5.288 Mio. Euro eingespart, wobei 2.735 Mio. Euro auf den Rohstoffimport und 2.553 Mio. Euro auf eingesparte Energiekosten entfallen.
Lesen Sie den ganzen Bericht im IWD Nr. 42: